Schockgefroren by Sascha Buzmann

Schockgefroren by Sascha Buzmann

Autor:Sascha Buzmann [Buzmann, Sascha]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2013-10-05T22:00:00+00:00


Zwar sagt der Mann, den ich Adi nennen muss, jetzt ständig, ich bin sein Freund, aber das hindert ihn nicht daran, mich in die Kiste zu pferchen. Nein, er weiß nichts über Freundschaft, er weiß rein gar nichts darüber! Wenn in unserer Bande jemand zu weinen anfängt, weil wir es mit dem Holzschwert, dem Pfeil und Bogen oder der Steinschleuder zu doll getrieben haben, ist das für uns anderen das Signal, die Waffen ruhen zu lassen. Kann sein, man wird ein wenig gehänselt, kann sein, es heißt, man sei eine Heulsuse – aber wir halten uns an die Spielregeln. Es gibt eine Bande älterer Jungs aus Wallau, die immer wieder die Gegend unsicher machen, bei denen ist das anders: Die hören auch dann nicht auf, wenn einer weint; im Gegenteil, das gefällt ihnen, und sie legen erst richtig los. Vielleicht tut man das, wenn man älter wird. Ich weiß nicht, wie Papa und seine Freunde es halten, aber bei Adam G. ist die Sache klar: Je mehr ich weine, desto wütender wird er. Dann fängt auch er so richtig an. Doch wenn er mich in die Kiste pfercht, kann ich nur weinen. Wäre er tatsächlich mein Freund, würde er es nicht tun. Und alles andere auch nicht.

Wieder beschwert er die Kiste. Was mache ich bloß, wenn sich eine Ratte hineinzwängt? Wenn sie unter Türspalten passen, schaffen sie es auch in die Kiste, da bin ich mir sicher. Mir wird ganz schlecht, wenn ich nur daran denke. Aber ich kann nicht aufhören, daran zu denken. Ich stelle mir vor, wie eine Ratte in die Kiste kommt und anfängt, meine Nase zu fressen, und ich kann nichts dagegen unternehmen, weil ich mich kaum bewegen kann. Ich versuche mich zu bewegen, und da entdecke ich einen kleinen Riss in der Kiste. Ich will meinen Körper so drehen, dass mein Mund in seine Nähe kommt. So kann ich besser atmen, denn es ist furchtbar stickig. Vielleicht kann ich auch was sehen? Wenn es mir gelingt, ein kleines Stück näher zu kommen, noch ein Stück und noch ein Stück … nein. Ich stecke fest, es geht nicht, aber wenigstens gelingt es mir, die Arme anzuwinkeln. Ganz fest stemme ich sie gegen den Deckel, es wäre doch gelacht, wenn ich ihn nicht aufbekomme. Ich feure mich selbst an, ich sage mir, dass ich stark bin, stark wie Tarzan, dass ich über enorme Kräfte verfüge, und wenn ich diese einsetze, sind Steine kein Problem mehr. Ich setze meinen ganzen Willen ein, drücke so fest ich kann, und obwohl ich in diesem Moment wirklich Tarzan bin, bewegt sich der Deckel keinen Deut. Ich gebe nicht auf. Ich kann nur kleine Bewegungen machen, aber ich nutze jeden Millimeter, der mir zur Verfügung steht. Ich stoße und klopfe und hämmere, und dabei verliere ich die Nerven. Ganz plötzlich fange ich an zu schreien, zu toben, und es ist mir egal, was passiert, soll er es doch mitbekommen! Es muss auch noch jemand anders geben, der mich hört, der dann nicht



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